Wofür steht die Alt-Katholische Kirche?

Dieser Frage sind die Vätermessdiener von St. Barbara bei ihrem Besinnungstag 2018 während eines Besuchs bei der Alt-Katholischen Gemeinde in Essen nachgegangen. Eines der Ziele der alljährlichen Besinnungstage ist es, die verschiedenen christlichen Kirchen in unserem Land kennenzulernen.   

Heimat der Alt-Katholischen Gemeinde, zu der auch Oberhausen gehört, ist die 1916 bis 1918 errichtete Friedenskirche, gleich gegenüber dem Monumentalbau der Alten Synagoge in Essen. Der dunkle Klinkerbau, der mit der Synagoge ein städtebauliches Ensemble bildet, gilt als eine der bedeutendsten Jugendstilkirchen in Deutschland.
Bei ihrem Gespräch mit Pfarrer Ingo Reimer haben die Vätermessdiener erfahren, dass die Alt-Katholische Kirche in Deutschland im Widerstand gegen die beim Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) verkündeten Dogmen von päpstlicher Unfehlbarkeit und oberster Leitungsgewalt des Papstes entstanden ist. Dementsprechend ist eine bischöflich-synodale Struktur, d.h. Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht aller Kirchenglieder, für die Alt-Katholische Kirche kennzeichnend.  Ein verpflichtendes Zölibat gibt es nicht. Das Amts- und Eucharistieverständnis (mit Ausnahme der Frauenordination) und die Liturgie ist hingegen – so Pfarrer Reimer – weitgehend identisch mit der römisch-katholischen Kirche. Völlig spannungsfrei soll Verhältnis zwischen den beiden Kirchen aber immer noch nicht sein.

Erstaunt nahmen die Vätermessdiener zur Kenntnis, dass die Essener Gemeinde, die sich wie die römisch-katholische Gemeinden aus Kirchensteuern und Spenden finanziert, sich einen hauptamtlichen Priester und ein eigenes Gemeindezentrum leisten kann, obwohl sie kaum 300 Mitglieder hat.  Das Bistum Essen hält hingegen selbst Gemeinden mit mehreren tausend Mitgliedern für nicht mehr zukunftsfähig.

Besonders beeindruckte die Messdienerväter die von dem niederländischen Künstler Jan Thorn Prikker gestaltete und nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges 2003 bis 2006 wunderschön rekonstruierte Innenausstattung der Kirche. Hierzu gehört insbesondere die Chornische mit ihrem geometrischen Glasmosaik und die Deckenmalerei mit ihren orange-blauen Ornamenten.  

Text & Photos: W. vd Hövel