Der seit 1925 tätige Herr Kaplan Bley setzt sich sehr für die Männerjugend ein, denn sie waren von der immer noch herrschenden Arbeitslosigkeit besonders betroffen. Hinzu kamen die vielparteilichen Querelen, denen die Menschen ausgesetzt waren. Da gab es Kommunisten, Spartakisten, Separatisten, Stahlhelm, Sozialdemokraten, Christdemokraten usw. und alle hämmerten ihre Parolen mit großspurigen Gebärden in die Menge und niemand wußte mehr, wem man trauen konnte.
Sie säten Zwiespalt bis in die Familien hinein, so daß Brüder, Söhne und Väter schließlich zu Gegnern wurden.
Brot und Arbeit hatte jedoch niemand anzubieten.
Herr Kaplan Bley hatte 1932 ein Lager in Wipperfürth ausfindig gemacht, welches von kirchlicher Seite geführt wurde, in dem etwa 50 arbeitslose junge Männer untergebracht werden konnten. Aus unserer Pfarrei meldeten sich eine Reihen von Interessierten, die bereit waren, für Kost und Logis, als Unterkunft diente ein ausgeräumte Kegelbahn, und für 25 Rpfg. Tagegeld an Abschrägungen und Begradigungen von Bachläufen zu arbeiten. Nach Ablauf einer Arbeitszeit von 6 Monaten war allen Arbeitern ein neuer Anzug versprochen worden.
Doch es kam alles ganz anders, als die bisher noch nicht genannten Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen. Die Partei eignete sich das Lager an und weg war der Traum vom schönen neuen Anzug. Ab sofort kehrte der militärische Drill ein, so daß alle froh waren, nach Ablauf der 6 Monate wieder nach Hause zu können.
Im verhängnisvollen Jahr 1933 kam Herr Kaplan Heinrich Weppelmann in unsere Pfarrei. Schon bald wurden die Parteigenossen auf diesen Mann aufmerksam, der mit bewundernswertem Mut bei seinen Predigten Wahrheiten sagte, die ihnen nun wirklich nicht ins Konzept passen konnten.
Kaplan Weppelmann forderte die sich in der Kirche befindlichen Spitzel der Partei auf, doch näher zur Kanzel zu kommen, damit sie auch richtig notieren könnten, was er zu sagen beabsichtigte. Trotz aller Anfechtungen gab Kaplan Weppelmann nicht nach in seinem Bemühen, die Gläubigen der Kirche zu erhalten, auch wenn aufgehetzte Kinder ihm bei den Gängen durch die Gemeinde zuriefen "Da kommt die schwarze Pest".
Zur Weihnachtszeit baute er mit den Meßdienern im linken Querschiff der Kirche eine Krippe auf, die ihresgleichen so schnell nicht fand. Der ganze Komplex war mit Tannengrün und Moos ausgekleidet und viele sehr schöne Figuren verdeutlichten das Geschehen von Betlehem. Am vorderen Rand hockte ein kleiner Neger, der immer dann mit dem Köpfchen nickte, wenn man ihm Geld schenkte.
Doch diese sicherlich befriedigende Beschäftigung konnte nicht darüber hinweg täuschen, daß die Schwierigkeiten in der Kirchenarbeit immer größer wurden.
Am 28. Oktober 1937 wurde durch die Gestapo der Jungmännerverein aufgelöst. Um 7:30 Uhr erschienen beim Präses Kpl. Weppelmann 2 Beamte und erklärten die Auflösung des Vereins und die Beschlagnahme des Vermögens. Gegen 10 Uhr kam 2 weitere Beamte hinzu und nahmen 1 Christusbanner, 3,10 RM Bargeld und die Vereinsakten mit.
Das Christkönigsfest aber wurde von den Jugendlichen so begeistert gefeiert wie nie zuvor, Die Devise lautete: "Jetzt erst recht!".
Herr Kpl. Weppelmann hatte sich in schwerer Zeit verzehrt in dem Bemühen der Gemeinde ein vorbildlicher Priester zu sein. Wohl um ihn vor dem Zugriff der Gestapo zu schützen, wurde er am 27.4.1939 nach Velen versetzt, wo er am 26.11.1942, an Leib und Seele ein gebrochener Mann, starb.
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