Normalisiertes Gemeindeleben

Im kirchlichen Bereich normalisierte sich das Leben wieder allmählich. Mit Herrn Welker bekam die Gemeinde einen neuen Organisten und Dirigenten, als Herr Erner ausschied. Der Chor entfaltete sich unter seiner Regie zu einem viel beachteten Klangkörper.
Er baute einen Kinderchor auf, der in Verbindung mit dem Männerchor vielen festlichen Anlässen in der Kirche den musikalischen Rahmen bot. Es war eine Freude, den Kindern nicht nur zuzuhören, sondern auch zuzusehen, mit welchem Eifer sie bei der Sache waren und sie ihren ganzen Ehrgeiz daran setzten, es den Großen gleich zu tun.
Es waren natürlich nicht alles Engel, die Herr Welker da um sich geschart hatte. Nicht selten passierte es ihm, wenn er mit wehenden Rockschößen vom Dirigentenpult zur Orgel eilte, um alle Register zum Finale zu ziehen, daß die Jungs plötzlich mit der Betätigung des Blasebalges innehielten und das königliche Instrument in den letzten Zügen lag. (Anzumerken ist aber, daß dieses nur bei den Proben gewagt wurde.)

Für viele Kinder war der tägliche Besuch der hl. Messe vor Schulbeginn selbstverständlich. Sternförmig kamen sie von allen Seiten auf die Kirche zu, ganz gleich, ob Sommer oder Winter. Sie füllten das Mittelschiff bis auf den Platz und es gab Mädchen, die die Meßdiener ihres Amtes wegen sehr beneideten. Sie hätten auch gern am Altar gedient, besonders an hohen Festtagen.
Die wenigsten Meßdienern waren der lateinischen Sprache mächtig und so hörte man beim Confiteor fast immer nur Gemurmel bis auf einmal deutlich zu vernehmen war das "mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa".
Die kleine Anna jedoch sprach fließend und deutlich das lateinische Confiteor und stellte dieses auch in der Schule unter Beweis. Sie hatte so fleißg geübt und hoffte auch einmal Mesßdienerin zu werden. Nur einmal wollte sie die "Klepp" ziehen, nur einmal die Viererschelle mit ihrem Wohlklang bedienen und nur einmal den Weihrauch schwenken. Doch dieses Glück war ihr nicht beschieden. Dabei wäre sie auch ganz fromm gewesen.
Fromm waren alle, wenn ihnen unterwegs ein Priester in vollem Ornat entgegen kam, einem Kranken die letzte Wegzehrung zu bringen. Der begleitende Messdiener kündigte mit dem Sterbeglöckchen das Kommen des Herrn an und Alle, Erwachsene und Kinder, knieten nieder, ihre Ehrfurcht zu bezeugen.
Die meisten Menschen hatten das Glück, in ihrer gewohnten Umgebung, umsorgt von ihren Angehörigen, die letzten Tage und Stunden ihres Lebens zu verbringen. Falls eben möglich, wurde der Tote in der Wohnung aufgebahrt. Am 3. Tag nach dem Tod fuhr dann der von 2 Rappen gezogene Leichenwagen vor das Sterbehaus, an dessen Haustüre ein langer, schwarzer Trauerflor hing, und brachte die Leiche unter Begleitung der Angehörigen und Nachbarn in die Kirche. Nach dem dann folgenden Totenamt ging der Leichenzug zu Fuß über die Emmastr, zum Friedhof an der Wittestraße und alle, die diesen Zug begleiteten, erwiesen dem Leichnam den letzten Gruß.

Das Leben hätte so schön sein können; wäre nicht die große Arbeitslosigkeit gewesen. Es ist schwer zu ergründen, warum die zwanziger Jahre "Golden" genannt werden. wo es doch ein Heer von Arbeitslosen gab, die am Rande des Existenzminimums lebten.

Golden waren die Jahre auch nicht für die großen Gönner unserer Kirche, Magdalena und Georg Flesch. Georg hatte sich bei der Inbetriebnahme einer Landmaschine schrecklich verbrannt und Magdalena war so unglücklich gestürzt, daß sie sich beide Beine brach und sich als Folge davon nur sehr schlecht mit Stöcken fortbewegen konnte. Die Wirtschaft aber mußte ja weitergeführt werden und so kamen ihnen ihre Nichte  Julchen und Bernhardine Schmitz zur Hilfe.
Julchen war die Tochter des Ziegeleibesitzers August Flesch, der mit seiner Familie die Villa Ecke Postweg/Oskarstraße bewohnte. An einem späten Nachmittag fielen Schüsse auf dem Hof. Nachbarn, die diese Schüsse gehört hatten liefen zum Hof und fanden Julchen, blutüberströmt und tot. Der Täter aber war wie vom Erdboden verschluckt und wurde nie ermittelt.

Prozession
Pater Eife

Am 19. August 1928 wurde die feierliche Primiz von Pater Lothar Eife gefeiert. Große Prozession von Elternhaus an der Köperstraße zur Kirche. 

Weiter mit   Fronleichnamsprozession