Chronik

des "Arbeiter- und Knappenvereins St. Antonius" in Herz Jesu-Sterkrade

Als im Jahre 1907 unsere Pfarrgemeinde ein eigenes Gotteshaus bekam, dachte noch niemand an einen selbständigen Arbeiterverein. Wir gehörten weiterhin dem Arbeiterverein St. Josef, in der Mutterpfarrei St. Clemens, an. Im Jahre 1914 unternahmen einige Männer bei dem damaligen Pfarrer unserer Gemeinde, Pfarrer Holz, den ersten Schritt zur Gründung eines eigenen Arbeitervereins. Auf Grund dieser Besprechung wurde dann mit dem Mutterverein St. Josef bezüglich der Überweisung der Mitglieder aus Herz Jesu und der Abfindungssumme für den neu zu gründenden Verein verhandelt.

Am Sonntag, den 22. März 1914, fand dann im Lokal Bühnen die Gründungsversammlung der „KAB Herz-Jesu“ statt. In dieser Versammlung, die der erste Präses, Herr Pfarrer Holz leitete, wurde somit der Arbeiterverein gegründet und erhielt laut Beschluss der Versammlung den Namen: ,,St. Antonius Arbeiterverein“. Als ersten Vorstand wählte die Versammlung die Herren: Peter Gamerschlag, Theodor Flötgen, Theodor Klasen Wilhelm Bürgers, Theodor Victor, Johann Gaisenkersting und Hermann Brinks. Das Amt des Präses bzw. Vorsitzenden hatte Pfarrer Holz inne, das Amt des Vizepräses bzw. 2. Vorsitzenden, Peter Gamerschlag. Die Versammlung konnte gleich 32 neue Vollmitglieder und 4 fördernde Mitglieder aufnehmen. Damit zählte der Verein mit den Überweisungen aus dem Mutterverein 229 Mitglieder. Vom Mutterverein wurde dem „St. Antonius Arbeiterverein“ eine Abfindungssumme von 247,50 RM überwiesen. Die von der Diözesanleitung ausgegebene Satzung für die Arbeitervereine wurde beraten und von der Versammlung angenommen. Die Versammlung beschloss, dass jeder unbescholtene Arbeiter, der das 17. Lebensjahr vollendet hatte, in den Verein aufgenommen werden konnte. Als Aufnahmegebühr wurden 0,50 RM festgesetzt.  Bei Beerdigung eines Mitgliedes wurden 12, - RM für die Gestellung eines Leichenwagens aus der Vereinskasse gezahlt. Ferner wurde ein Seelenamt für den Verstorbenen gelesen. Es wurden jeweils 50 Mitglieder abgeordnet, den Toten das letzte Geleit zu geben.

Diese so fruchtbar begonnene Aufbauarbeit der KAB unter der Leitung des Präses und seines Vorstandes wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges empfindlich gestört. Bereits Weihnachten 1914 standen 66 Mitglieder im Feld. Als Beweis der Verbundenheit wurden laufend, durch Spenden und Sammlungen aufgebrachte, Liebesgabenpakete an die an der Front stehenden Mitglieder geschickt.

(c) KAB Herz Jesu

Der 21. März 1915 wurde zu einem besonderen Tag in der Geschichte des noch jungen Vereins. An diesem Tag konnte nach Überwindung vieler Schwierigkeiten und durch wirkliche Opferfreude, die erste Fahne des Vereins geweiht werden. In der Chronik heißt es: ,,Die bereits vorher gewählten Fähnriche Josef Braun, Hermann Dickhoff, Theodor Gamerschlag, Christian Jansen, Johann Lohmann und Johann Tümmers, traten an diesem Tag ihr ehrenvolles Amt an!"

Nach dreijähriger Amtszeit musste Präses Pfarrer Holz aus Gesundheitsgründen sein Amt niederlegen. Im April 1917 wurde als neuer Präses Herr Kaplan Holthausen eingeführt. Die besonderen Bemühungen des neuen Präses galten der Gründung einer eigenen Vereinskapelle. Am 9. November 1919 wurde sie ins Leben gerufen. Zum ersten Leiter der Musikkapelle wurde Paul Dümpelmann berufen. Der Präses setzte sich persönlich für die Beschaffung der Instrumente ein und brachte durch Haussammlungen und Spenden den Betrag von 1500, - RM auf. Durch Idealismus und eifriges Proben konnte erstmalig am Fronleichnamstag 1921 die Vereinskapelle an der Prozession teilnehmen und so ihrerseits zur Ehre Gottes mitwirken.

Am 21. Mai 1922 wurde der Grundstein für das kath. Vereinshaus an der Mathildestraße gelegt. Hier war es vor allem auch die Tatkraft der KAB-Männer, die das Haus entstehen ließ.

Nach achtjähriger Tätigkeit als Präses nahm Herr Kaplan Holthausen Abschied von der KAB Herz-Jesu und durch den damaligen Pfarrer Bueschgens wurde Herr Kaplan Classen als neuer Präses eingeführt. Unter seiner und Heinrich Tepeldens Leitung wurde der Verein in "St. Antonius Arbeiter- und Knappenverein" umbenannt, um auch die Bergknappen im Verein zu erfassen. Dadurch und durch besondere Werbung erreichte der Verein einen Höchststand von über 600 Mitgliedern. Dieser Stand ist nie wieder erreicht worden.

Am 6. Dezember 1931 wurde in unserer Kirche der „St-Barbara-Kriegergedächtnis-Altar“ feierlich eingeweiht. Mit der Errichtung dieses Altars hat sich Präses Classen einen dauernden Gedenkstein gesetzt.

Nach neunjähriger, segensreicher Arbeit kam auch für diesen Präses der Abschied von Herz Jesu. Nachfolger wurde am 1. Oktober 1933 Herr Kaplan Bley. Dessen Wirken währte nicht lange. Schon im Dezember 1934 wurde er nach Bergheim versetzt.

In einer bewegten Zeit, am 3. Februar 1935, wurde durch Pfarrer Bueschgens Herr Kaplan Aretz als neuer Präses eingeführt. Obwohl die kath. Arbeitervereine durch die damalige Nazi-Regierung verboten wurden und das kath. Vereinsleben zu versiegen drohte, hatte es der Präses verstanden, den größten Teil der Mitglieder im Verein zu halten. Wenn auch das Zeichen der KAB nach außen hin nicht mehr getragen werden durfte, so war es jetzt erst recht im Herzen eines jeden überzeugten KAB-Mannes verankert.

Nachdem im September 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, fand am 29. Oktober 1939 das 25jährige Stiftungsfest ohne größere Feierlichkeiten statt. In den Kriegsjahren fanden nur noch selten Versammlungen statt. Der Verein bewahrte lediglich seinen kirchlichen Charakter. Doch nach dem Zusammenbruch 1945 war die KAB gleich wieder aktiv. Durch die Bemühungen des Präses und seines Vorstandes fing das Vereinsleben wieder an, es fanden wieder Monatsversammlungen und Zusammenkünfte statt. Die Mitgliederzahlen stiegen wieder und auch die Jugend konnte aktiviert werden, wodurch es zur Gründung einer Werkmannschaft kam.

1951, nachdem er 16 Jahre den Verein als Präses geleitet hatte, schied Kaplan Aretz von uns. Im März 1951 stellt uns Pfarrer Awick Herrn Kaplan Herzog als neuen Präses vor.

Nach dem Krieg hatte sich in der KAB einiges geändert. Jetzt war z. B. nicht mehr der Präses gleichzeitig auch Vorsitzender. Der Vorsitz und damit die weltliche Verantwortung lagen jetzt in den Händen eines Laien. Der Präses war und ist auch jetzt noch geistlicher Berater und Beistand.

Im Jahre 1954 konnte die KAB Herz-Jesu, unter dem Vorsitzenden Fritz Weinforth und dem Präses Kaplan Herzog, das 40jährige Stiftungsfest feiern.

Nachdem das „Alsfeld“ 1962 als neue Gemeinde St. Pius von Herz-Jesu abgetrennt wurde und sich auch in der neuen Gemeinde eine eigene KAB entwickelte, war unsere KAB nicht mehr so groß. Hatte der Verein im Jahre 1962 noch rund 250 Mitglieder, so waren es jetzt, ohne Alsfeld, noch rund 150 Mitglieder.

10 Jahre später am, 11. Oktober 1964, wurde das 50-jährige Bestehen der KAB gebührend gefeiert. Unter dem Vorsitzenden Helmut Kreyenberg und Präses Pfarrer Scheulen wurde eine ganze Festwoche gestaltet. Den Gottesdienst und die Predigt hielt Verbandspräses Monsignore Prälat W. Wöste.

Wie in jedem Verein, so gab es in den letzten Jahren, auch in unserer KAB, ein Auf und Ab. Der Zeitgeist, die Wohlstandsgesellschaft, tat ein Übriges. Doch man kann sagen, in den letzten Jahren ging und geht es wieder aufwärts. Hoffentlich gelingt es uns, noch einige neue Mitglieder in unsere Reihen aufzunehmen, so dass wir mit Zuversicht dem 75jährigen entgegengehen können. Wenn es mancher auch nicht wahrhaben und einsehen will, auch heute noch ist die KAB so notwendig wie eh und je. Auch heute noch sollen kath. Arbeitnehmer sich zusammenschließen, um Gemeinschaft zu erleben und sich gemeinsam auf ihre Aufgaben in Kirche und Gesellschaft vorzubereiten, um so die Welt, in der wir leben, mit zu gestalten!

Leider fehlt im Folgenden die Zeit von 1965 – 1984. Trotz intensiver Bemühungen konnten für diese Zeit keine Unterlagen oder Aufzeichnungen  gefunden werden.

Im Jahr 1984, am 28 Oktober, wurde das 70-jährige Bestehen mit einem Festakt gefeiert und 5 Jahre später, 1989, begingen wir schon das 75. Stiftungsfest unseres „Arbeiter- und Knappenverein St. Antonius“ in Herz-Jesu Sterkrade.

1967 bekamen wir einen neuen Präses, Pfarrer Paul Heitvogt. Schon nach kurzer Zeit wurde er Dechant und feierte am 20. Mai 1988 sein 40-jähriges Priesterjubiläum mit der ganzen Pfarrgemeinde. Drei Jahre später, am 15. Juli 1991, starb er, unser langjähriger, überall beliebter Präses an den Folgen einer schweren Krankheit. So wurde Ende 1991 Pfarrer Norbert Ghesla, der am 8. Dezember 1991 in unsere Pfarrei eingeführt wurde, neuer Präses der KAB.

Das Jahr 1998 stand ganz im Zeichen von „Nikolaus Groß“, dem Widerstandskämpfer gegen die Nazis, der am 30. September 1998 100 Jahre alt geworden wäre. Er war ein Mann des Ruhrgebiets, der für seinen Glauben 1945 sterben musste. Eine Reihe von Veranstaltungen wurde zu seinem Gedächtnis abgehalten.

Im Jahre 2002 ging eine Ära zu Ende. Seit 1978 war Willi Flöttl 1. Vorsitzender unserer KAB.

Unter seiner Leitung wurde der Verein wieder richtig lebendig. Er aktivierte das Vereinsleben auf seine lockere Art und Weise. In einer Zeit, in der die Gesellschaft des „Christ Seins“ etwas müde wurde, mobilisierte er immer wieder Menschen für die KAB, so dass der Verein wieder mehr Mitglieder verzeichnen konnte. Mit neuen Gedanken und Aktivitäten ging das Vereinsleben wieder weiter. 

Im Jahre 2003 wurde Helmut Bennewa zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Und der Verein bekam einen fast neuen Vorstand.

(c) KAB Herz Jesu

Der Vorstand setzte sich danach wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender H. Bennewa
2. Vorsitzender G. Dehlen
1. Schriftführer H. Kurtmann
1. Kassierer R. Tümmers.
Ehrenvorsitzender W. Flöttl.

Es war gut, die Arbeit der KAB mit einem neuen Vorstand weiter zu führen. Unter der Leitung mit H. Bennewa gab es wieder neue, der Zeit angepasste Aktivitäten und Aktionen. So wurde eine Karnevalstruppe gegründet, um auch im geselligen Bereich etwas für die Mitglieder und für die Gemeinde zu tun. Desgleichen eine integrative Theatergruppe mit dem Behindertenzentrum Alsbachtal, das in unserem Gemeindebezirk liegt. Auch zur Lebenshilfe Oberhausen wurden Verbindungen geknüpft, so dass  die KAB diese beiden Einrichtungen auch finanziell etwas unterstützt. Gemäß unseres sozialen Auftrages wurden im Laufe der letzten Jahre immer wieder Familien und Jugendliche in unserer Gemeinde finanziell unterstützt Dies gemeinsam mit der Gemeindcaritas, mit der wir eine gute Zusammenarbeit pflegen.

Im Jahre 2004 feierte unsere KAB Herz – Jesu ihr 90.jähriges Stiftungsfest unter der Leitung von H. Bennewa und seinem Vorstand. Eine Festmesse mit dem Bischof, sowie ein Festakt im Pfarrzentrum mit geladenen Gästen und Vereinen umrahmten diesen Festtag.

Am 1. Jan. 2005 gliederte sich die KAB St Bernardus unserem Verein an. Es war die erste Fusionierung von 2 KAB Vereinen in Oberhausen.

Im gleichen Jahr wurde die Gemeinde St. Pius nach fast 50 Jahren wieder in unsere Gemeinde Herz – Jesu ein gegliedert. Das war schon der Anfang der Umstrukturierung im Bistum Essen, die bis 2009 andauerte und im Anfang viel Unmut in die Gemeinden brachte. Aber nach vielen Anfangsschwierigkeiten ist dann doch Ruhe eingekehrt und das Pfarr- und Gemeindeleben hat sich normalisiert und zum Positiven gewendet. Unruhe kehrte in unsere Gemeinde mit der Abberufung unseres Pastors N. Ghesla ein. Was folgte, war eine priesterlose Zeit von fast 2 Jahren, die aber die Gemeinde dank der gut funktionierenden Verbände und des Gemeinderates ohne Schaden überstanden hat.

Froh war die Gemeinde, als wir unseren jetzigen Pastor Arun-Jan Mathur bekamen. In den letzten Jahren hat die  KAB aber auch ihren gesellschaftlichen Bildungsauftrag nicht vergessen. So prägen Bildungsveranstaltungen sowie Bildungswochenenden, Bildungswochen und Einkehrtage unsere Vereinsarbeit auf diesem Gebiet. Ebenso aber auch die Mitarbeit in unserer Gemeinde und in der Pfarrei.

Ende der Eintragung im Oktober 2013